2019 Südkorea

Jeonju

Die letzten beiden Wochen sind wir entweder um Bergkuppen herum gefahren oder durch Tunnels (Passstraßen sind sehr selten). Kein Wunder, denn Berge bedecken 70 % des Landes. Alle sind bewaldet. Almen mit Kühen gibt es nicht.

Jetzt sind wir im Westen angekommen. Hier weitet sich nun die Landschaft und macht Platz für Felder und Gewächshäuser.

Hanok ist die Bezeichnung für ein traditionelles Dorf. Auch innerhalb von Städten gibt es Hanok-Dörfer. Eines der größten mit über 700 traditionellen Hanok-Häusern in charakteristischer Holzbauweise mit schwarzem Dach ist Hanok Maeul in Jeonju.

Die Dorfbewohner vermieten Zimmer. Auch an uns.

Unser „Hauseingang“.

Die junge Frau war unglaublich freundlich. So gerne wollte sie sich mit uns unterhalten. Immer wieder kam sie, um uns etwas mitzuteilen. Die Übersetzungs-App auf ihrem Smartphone half weiter, wenn ihr Englisch nicht reichte.

Futons und Decken zum Schlafen.

Morgens werden sie ausgelüftet

und mit Duftspray besprüht.

Hier kann man sich Frühstück holen und im eigenen Zimmer oder Garten essen.

Doch nun kommt mit zu einem Spaziergang durch Hanok Maeul.

Natürlich kann man sich auch hier wieder traditionelle Kleider ausleihen. Die zwei haben sich richtig gefreut, als ich fragte, ob ich sie fotografieren darf.

Am 9. Oktober ist in Südkorea schon wieder ein Feiertag: Gedenktag zur Einführung der koreanischen Schrift Hangeul. Eine gute Gelegenheit, wieder ein Festival zu feiern. Es gibt unglaublich viele Festivals mit außergewöhnlichen Namen bzw. Gründen. Hier in Jeonju wird jetzt jedenfalls vier Tage das Bibimbap-Festival gefeiert. Bibimbap ist Koreas Nationalgericht und in Jeonju soll es das beste geben. Ihr kennt es inzwischen schon: Gemüse mit Spiegelei und Reis. Leider sind nur das Ei und der Reis warm. Das Gemüse ist kalt.

Zugang zum Ahnenschrein

Katholische Kirche. Erbaut zur Erinnerung an die getöteten Christen bei einer Auseinandersetzung 1801 mit Buddhisten.

Gleich daneben steht eine weiße Christusstatue, die an berühmte Statue auf dem Corcovado in Rio de Janeiro erinnert. Eine Kopie Michelangelos Pietá aus dem Petersdom steht ebenfalls neben der Kirche.

An den Hauptstraßen des Hanok Village reihen sich Geschäfte.

Die vielen Besucher wollen ja auch versorgt werden. Hier wurde Kraut mit Speck umwickelt und mit dem Bunsenbrenner angebraten.

Zu Sehen gab es auch einiges: Teakwando zum Beispiel. Diese koreanische Kampfsportart ist vermutlich über 1000 Jahre alt.

Da wurde einiges zertrümmert.

Man kann sich auch seine Zukunft voraussagen lassen.

Eigentlich wollten wir uns eine Pansori-Vorführung ansehen. Dabei handelt es sich um den Gesang eines einzelnen Sängers, begleitet von einem Musiker auf einer Fasstrommel. Für heute gab es keine Eintrittskarten mehr. In einem Kulturzentrum gab es Infos dazu und eine digitale Kostprobe.

Traditionelle Musik hörten wir dann doch noch. Hier wird auf der Gayageum, einer Wölbbrettzither, gespielt.

Und auf einer Janggu (Trommel) begleitet.

Jeonju ist außerdem bekannt für seine Papierherstellung aus der inneren Rinde des Papiermaulbeerbaumes. Die Manufaktur, die wir besuchen wollten, gibt es nicht mehr. An seiner Stelle werden jetzt Figuren aus Papier hergestellt. Das hat uns an die Krippenfiguren von Oma erinnert.

Entspannung in einem Garten bei einem heißen Fußbad und Kaffee.

Das passt gut zu einer Cittàslow. Dies bedeutet langsame Stadt und ist eine Bewegung, die 1999 in Italien gegründet wurde. Sie wurde inspiriert von der Slow-Food-Bewegung. Hauptziele sind die Verbesserung der Lebensqualität in Städten und das Verhindern der Vereinheitlichung und Amerikanisierung von Städten, in denen Franchise-Unternehmen dominieren. Die Unterstützung und Betonung von kultureller Diversität und den eigenen und speziellen Werten der Stadt und ihres Umlandes sind weitere zentrale Cittàslow-Ziele. In Deutschland gibt es 21 Cittàslow-Städte. Eine davon ist Nördlingen.

Jetzt müssen wir aber wirklich aufbrechen (aber ganz langsam). Wir fahren weiter Richtung Norden ins Ginseng-Zentrum des Landes.

Auf Griechisch heißt Ginseng Panax und bedeutet heilt alles. Wir wollten hier groß für unsere Eltern einkaufen, haben aber den Feiertag nicht einkalkuliert. Nur ein Laden war heute im Ginseng- und Medizinmarkt geöffnet. Der Transport der Wurzel in den Gläsern wäre wohl auch schwierig geworden. Ich wollte eine frische Wurzel kaufen (die dann tatsächlich zwei Jahre alt ist), aber die Frau hat sie mir einfach nicht verkauft.

In Daejeon haben wir heute unser Auto wieder abgegeben. Ohne unseren Hyundai wäre diese Reise so nicht möglich gewesen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln hätten wir nur ein paar Städte anfahren und uns dort aufhalten können. Trotz meiner großen Bedenken am Anfang ist alles gut gegangen. Alex hat uns sicher durch den massiven Verkehr an alle unsere Ziele gebracht. Die Regeln im Kreisverkehr sind uns zwar immer noch nicht ganz klar, aber das Rätsel mit dem Ampeln haben wir gelöst. Es gibt (meistens) vier Lichter. Grün, gelb, rot und einen grünen Linkspfeil. Bei Grün fährt man geradeaus. Links abbiegen darf man bei grünen Pfeil. Hier darf man also losfahren (trotz rot). Rechts darf man immer abbiegen. Ganz einfach also.

Mit dem KTX sind wir von Daejeon nach Seoul gefahren. Dies ist der südkoreanische Hochgeschwindigkeitszug, der 300 km/h fährt.

In Seoul sind alle Geschäfte geöffnet und eine Menschenmasse wälzt sich durch die Straßen. Die restlichen Tage verbringen wir hier und sind wieder im 9Brick Hotel, wie am Anfang. Der erste kleine Schritt zum nach Hause kommen.