2017 Auf Luthers Spuren

Der Elberadweg

Zum 10. Mal in Folge wurde der Elberadweg zum beliebtesten Fernradweg gewählt. Er ist 1.270 Kilometer lang und führt von der Quelle in Špindlerův Mlýn in Tschechien über Prag, Dresden, Wittenberg, Dessau, Magdeburg, Hamburg nach Cuxhaven, wo die Elbe in die Nordsee mündet.

Wir sind 150 km auf dem Elberadweg gefahren. Manchmal neben dem Deich und manchmal auf dem Deich. Was nicht heißt, dass der Deich neben der Elbe ist. Im Gegenteil, er ist sogar nie neben der Elbe, denn der Deich begrenzt das Hochwassergebiet und das ist sehr groß.

Manchmal sind es sehr gute Wege.

Und manchmal geht es holprig zu.

Manchmal gibt es etwas zu sehen.

Doch meistens fährt man durch Felder, Wälder und Auenlandschaft. Unser Streckenabschnitt liegt im UNESCO-Biosphärenreservat Mittelelbe. Die Elbe und ihre Auen sind Schutzgebiete höchster Kategorie. 310 Vogelarten werden hier nachgewiesen, weit mehr als die Hälfte aller Vogelarten in Europa, und 1.400 Farn- und Blütenpflanzenarten.

Außerdem leben hier 15 Prozent der Biber in Deutschland.

Eine Schutzzone für die Natur, die in Sachsen-Anhalt 126.600 ha groß ist. Das bedeutet aber auch, dass man als Radfahrer praktisch nie am Fluss fährt.

Die Elbe sieht man hier nur, wenn man sie mit der Fähre überquert. Allerdings soll der Streckenabschnitt in der Sächsischen Schweiz wunderschön sein und auch im Norden stelle ich mir den Weg abwechslungsreich vor. Irgendwo müssen die vielen Punkte bei der Wahl ja herkommen.

Im Normalfall fährt man Flussradwege immer von der Quelle zur Mündung, weil der Weg flussabwärts auch bergabwärts führt. Hier macht die Elbe eine Ausnahme. Die empfohlene Fahrtrichtung ist von Cuxhaven nach Prag oder weiter zur Elbquelle, weil es die Hauptwindrichtung ist.

Das haben wir heute heftig zu spüren bekommen. Wir fahren ja Richtung Norden und der Wind war gegen uns. In Magdeburg haben wir zwei Schweizer getroffen, die in der anderen Richtung unterwegs sind. Auch sie haben über den Wind gestöhnt. Maximal 13 km/h wären teilweise möglich gewesen. Wie ist das nur möglich?

Aber angekommen sind wir alle in Magdeburg und getroffen haben wir uns in der Grünen Zitadelle, die auch ein Hotel beherbergt. Dass dieses Gebäude von Hundertwasser geschaffen wurde, muss man wohl nicht hinzufügen.

Magdeburg ist die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt. Das Wahrzeichen ist der Dom mit dem Grab von Kaiser Otto I. Deshalb wird sie auch Otto-Stadt genannt. Als ich das las, dachte ich zuerst an den Otto-Katalog.

Berühmt sind auch die Gruson-Gewächshäuser.

Der Jahrtausendurm ist mit 60 Meter Höhe das höchste Gebäude aus Holz in Deutschland.

Die Altstadt wurde am 16.1.1945 durch einen Bombenangriff zu 90 Prozent zerstört. So prägen viele neue Bauten das Stadtbild im Zentrum.

Wir haben Magdeburg auf unsere Route gesetzt, weil Luther auch hier war. Bereits mit 13 Jahren besuchte er hier eine Schule. 1516 visitierte er als Distriktvikar das Augustinerkloster.

Im Juni 1524 predigte er in der Johanniskirche und der St.-Augustini-Kirche. Diese Predigten müssen sehr feurig und überzeugend gewesen sein, denn schon einen Monat später wurde die katholische Messe in den meisten Kirchen abgeschafft und Magdeburg wurde eine Hochburg des Protestantismus.