2019 Südkorea

Jirisan Nationalpark

Heute haben wir zum Abendessen eine Flasche Soju getrunken. Eigentlich bin ich nicht mehr in der Lage zu schreiben. Der Tag war aber so wundervoll, dass ich euch auf jeden Fall davon erzählen möchte.

Der Jirisan wurde als erster Nationalpark gegründet. Er umfasst zwölf über 1000 m hohe Gipfel, 440 km² und drei Flüsse entspringen aus ihm.

Ein Taxi hat uns zum Parkeingang Seongsamjae auf 1100 m Höhe gebracht. Die Fahrt dauerte 30 Minuten, kostete 30 Euro und ein Foto vom Taxifahrer war auch dabei.

Die Bergtour begann dann gleich mit einer so schönen Begegnung. Die Frauen am Wegrand winkten mir zu und sagen „I love you“. Sie zeigen uns das Freundschaftszeichen.

Der erste Wegabschnitt führte weiter bergan

zu einem Aussichtspunkt.

All die Höhenmeter, die das Taxi nach oben gefahren ist, mussten, eigentlich muss man sagen, wollten, wir wieder nach unten laufen. 9,5 km, 4 Stunden. Am Anfang war es echt schwer über die Steine nach unten zu klettern. Meine Bergschuhe habe ich nicht mitgenommen und meine leichten Trekkingschuhe haben keine rutschfeste Sohle.

Und dann fing es zu regnen an. Da habe ich daran gedacht, dass es nach unserer Rückkehr zu Hause wohl auch schon bald sehr herbstlich sein wird.

Aber später wurde es ein wundervoller Weg.

Es hat die ganze Zeit geregnet und trotzdem habe ich mir gewünscht, der Weg würde noch lange so weiter gehen. Man geht und geht in einem ständigen Wasserrauschen. Welch wunderbares Erlebnis.
Ganz im Gegensatz zu der permanenten Stimme aus dem Navi beim Auto fahren. Die letzten Tage war ich sehr angespannt von zu viel Menschen, Verkehr und Städten. Gestern hatte ich sogar gedacht, drei Wochen Südkorea hält kein Mensch aus. Abends las ich dann einen lieben Kommentar zu meinem Blog, der mich wieder richtig aufgebaut hat. Und dieser Tag heute war Seelennahrung.

Gebirgswasser zum Schöpfen. Regina werden vor Schreck die Haare zu Berge stehen.

In wenigen Wochen wird dieser Wald in bunten Farben leuchten.

Der Weg wurde immer komfortabler

und führte letztendlich zum Tempel Hwaeomsa.

Inzwischen habe ich schon sehr viele Tempel gesehen. Dieses buddhistische Kloster ist für mich der intensivste Ort Südkoreas.

Es ist kein Museum sondern ein heiliger Ort.

In Südkorea wird „Tempelstay“ angeboten. Das bedeutet, man kann von Nachmittag bis zum Vormittag des nächsten Tages in einem Kloster verbringen. Es gibt dafür im Internet Infos und in Seoul habe ich mir eine Karte besorgt, mit Tempeln, in denen Englisch gesprochen wird. Das Kloster Hwaeomsa gehört dazu.

Lange habe ich heute hingespürt, ob ich diese Nacht hier bleiben soll und mich dann bewusst dagegen entschieden. Ich habe mir ein Tuch als Erinnerung an diesen wundervollen Ort gekauft.

Alex hat eine ganz tolle Unterkunft an einem weiteren Parkaus-/zugang gebucht. Vom Tempel waren es noch 1,7 km dorthin. Inzwischen hat es geschüttet und trotzdem hatten wir beide das Gefühl, eine ganz außergewöhnliche Tour erlebt zu haben.

Stellt euch vor, als wir ankamen, bemerkte ich, dass ich meine Brille im Klosterladen vergessen hatte. So hatte ich einen Grund, noch einmal zu meinem Herzensort hoch zu laufen.

Gekrönt wurde der Tag durch das Abendessen. Wir sind an den wenigen … ich finde das passende Wort gar nicht. Nein, es sind keine Restaurants, aber auch keine Garküchen. Ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll. Jedenfalls kam eine Frau auf uns zu und wollte uns von ihrem Essen überzeugen.

Wir sind hineingegangen. Es gab einen Bereich mit Tischen und Stühlen und einen Bereich nur mit Tischen. Niedrigen Tischen. Das Gerät hinter mir ist der Schalter für die Fußbodenheizung.

Dazu muss ich euch eine Geschichte erzählen. Wie vermutlich alle schon wissen, war Alex dreimal beruflich in Korea. Das letzte Mal vor 15 Jahren. Mit ein Grund, warum er mir dieses Land zeigen wollte, war, dass es noch so traditionell ist. Alle sitzen z. B. zum Essen am Boden. Das wäre auch sehr gesund. Als wir in Seoul waren, sahen wir kein einziges Lokal, bei dem man am Boden saß. Alex sagte, ich fasse es nicht, überall Stühle! Als wir im Seoraksan Nationalpark Kim trafen, der uns zum Ende unserer Reise zu einem traditionellen Essen eingeladen hat, fragte Alex, ob wir dann am Boden sitzen könnten. Kim sagte, nein, früher lagen wir am Boden. Das ist aber schlecht für die Durchblutung. Jetzt sitzen wir auf Stühlen.

Und siehe da, hier und heute haben wir am Boden sitzend zu Abend gegessen. Juchuu! Als einzige Gäste kam dann noch ein Paar aus den Niederlanden, wobei sie Deutsche aus dem Ruhrgebiet ist. Ihre Tochter macht für ein halbes Jahr ein Auslandsstudium in Seoul und sie sind zu Besuch.

Ja und dann haben wir, wie gesagt, eine Flasche Soju bestellt. Und getrunken. Was für ein herrlicher Tag.