2023 Die Spree

Fließe – Kähne – Fährleute

Heute haben wir eine Kahnfahrt gemacht. Wir sind am Kleinen Hafen gestartet, weil er in der Nähe unseres Ferienzimmers ist.

Wie sich herausstellte war es eine gute Entscheidung, denn er wird von einem Fährverein betrieben und von hier aus können auch kleine Fließe im Biosphärenreservat Spreewald befahren werden.

Die Wasserwege heißen Fließe und nicht Kanäle, weil 90 Prozent in der letzten Eiszeit von selbst entstanden sind.

Die Boote heißen Kähne und werden von Fährleuten mit langen Stäben bewegt.

Unser Fährmann hieß Marco. Er erzählte uns viel Wissenswertes und Unterhaltsames. Er hat uns ganz vorne reingesetzt.

Jeder darf hier mit Paddelbooten oder Kanadiern fahren. Manchmal wird es eng.

Es gibt Wegweiser und Karten der Wasserstraßen. Sind das dann statt Straßenkarten Wasserkarten? Trotzdem verfahren sich öfters Freizeitpaddler.

Schleusen sorgen dafür, dass genug Wasser in den Fließen bleibt.

Wir sind drei Schleusen gefahren.

Ein Heuschober. Das Gestell nennt sich Mücke. Echte Mücken gibt es so gut wie keine (mehr). Die Mücken legen ihre Eier auf den Feuchtwiesen ab. Weil es jetzt im Frühjahr früher warm wird, trocknen die Wiesen schneller ab. Zu früh für die Entwicklung der Mücken. Dabei habe ich extra ein Mückenspray mitgenommen, weil mein Arbeitskollege Paul mich vor den Mücken gewarnt hat.

Viele landwirtschaftliche Flächen können nur mit dem Kahn erreicht werden. Kühe werden in Doppelkähnen auf die Weiden gefahren. Heu kann wegen den guten Bedingungen dreimal im Jahr gemäht werden. Die Strohrollen müssen per Kahn abgeholt werden. Auch landwirtschaftliches Gerät muss so transportiert werden.

Alle Kahnfahrten steuern Lehde an. In diesem Dorf gibt es noch zahlreiche Häuser, die nur über die Fließe erreichbar sind. Das Ortsschild von Lehde steht deshalb selbstverständlich an einem Fließ.

Hier arbeitet auch Deutschlands einzige Kahnpostbotin.

Feuerwehr und Polizei kommen ebenfalls mit dem Kahn. Und es gibt einen Urnenkahn für Wahlen. Er fährt zu den Häusern und sammelt die Stimmzettel ein.

Damit Holz und Kohle nicht auch noch per Kahn zu den Häusern transportiert werden muss wurde unter den Fließen eine Gasleitung verlegt. Links im Bild sieht man das gelbe Hinweisschild für die Gasleitung. Solaranlagen und Erdwärmepumpen sind in einem Biosphärenreservat nicht erlaubt.

Das sind alte Fischkästen. Wenn zu viele Fische gefangen wurden konnten sie so für die nächsten Tage lebend aufbewahrt werden. Dann war der Fischkasten natürlich im Wasser.

Kahngarage

Die Kahnfahrt war einfach wundervoll.

Alle wollen nach Lehde. Da ist entsprechend viel los. Unser Fährmann sagte, jetzt biegen wir auf die Autobahn ein.

Es gibt dort ein Freiluftmuseum mit Höfen aus verschiedenen Zeitepochen.

Hochzeit auf dem Kahn. Dem Brautkahn folgten noch zwei weitere mit Gästen. Das sah sehr entspannt aus.

Hier gab es Kaffee und Kuchen. Im Museum lagen Papierherzen vor der Hochzeitstube.

Hier haben wir einen Stopp gemacht. Man begegnet oft Sprüchen von Theodor Fontane. In seinem Werk ‚Wanderungen durch die Mark Brandenburg‘ nannte er den Spreewald ‚Venedig des Nordens‘.

Direkt vor dem Café parken.

Heute ist es wirklich ein langer Beitrag geworden. Wie du sicher bemerkt hast, hat mich die Kahnfahrt unglaublich begeistert. Wenn du bis jetzt durchgehalten hast, bekommst du jetzt zur Belohnung noch eine Gute-Nacht-Geschichte. Ich weiß, wenn du dies liest, gehst du nicht ins Bett. Aber ich bald. Im Moment sitze ich aber noch vor einem Haushaltswarengeschäft auf dem Marktplatz von Lübbenau. Hier ist nämlich das Internet besser.

Die Geschichte vom Schlangenkönig. Einst kam ein fremder Graf hierher und erfuhr von den Einheimischen, dass es im Spreewald einen Schlangenkönig gäbe, der eine sehr wertvolle Krone trug. Der Fremde war sehr habgierig und beschloss kurzerhand, die Krone des Schlangenkönigs zu stehlen. Ein Bauer erklärte ihm, dass der König oft mit anderen Schlangen auf einer Wiese im dichten Wald spiele und seine Krone währenddessen auf einen warmen, sonnigen Stein ablegte. Der Graf begab sich auf die Suche und fand die besagte Waldwiese. Mucksmäuschenstill beobachtete er das Geschehen – die Schlange legte wie erwartet ihre Krone auf ein schneeweißes Tuch auf den warmen Stein ab und der Graf konnte das Funkeln der Diamanten sehen. Am nächsten Tag ritt der Dieb schon morgens zu der Wiese, breitete ein großes, schneeweißes Tuch aus und versteckte sich in einem Busch. Als der Schlangenkönig wenig später eintraf, platzierte er seine goldene Krone auf dem Tuch des Grafen und gesellte sich etwas abseits zu den anderen Tieren. Blitzschnell sprang der Fremde aus dem Gebüsch, schnappte sich das Tuch, samt Krone und galoppierte auf seinem Pferd davon. Die Schlangen folgten ihm verärgert, doch mit einem Sprung über eine hohe Mauer, entkam ihnen der Graf. Von dort an war der Fremde ein reicher Mann und ließ sich ein prunkvolles Schloss bauen. Das Wappen des Schlosses von Lübbenau zierte eine gekrönte Schlange.
Der Schlangenkönig ist aber eigentlich ein Glücksbringer. Deshalb zieren zwei gekreuzten Schlangenköpfe viele Häusergiebel. So bringen sie dem Haus und seinen Bewohnern Glück.